Inhaltsverzeichnis:
Nachhaltigkeit in Unternehmen: Historische Wurzeln und aktuelle Herausforderungen
Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen weltweit unter Druck geraten, obwohl die meisten wissen, dass ein kurzfristiger Erfolg wenig wert ist, wenn er die Grundlagen des Erfolgs zerstört. Bereits vor über 300 Jahren, im Jahr 1713, warnte Hans Carl von Carlowitz in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ vor den Folgen einer nicht nachhaltigen Nutzung der Ressourcen. Carlowitz, Oberberghauptmann im sächsischen Freiberg, forderte eine „continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung“ der Wälder, um die Rohstoffversorgung für den Bergbau langfristig zu sichern. Seine Warnung war klar: Ohne nachhaltige Nutzung sei es irgendwann vorbei mit dem sächsischen Erz.
Heute ist dieses Denken aktueller denn je, doch es gerät weltweit unter Druck. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit nicht als kurzfristigen Trend, sondern als langfristige Notwendigkeit zu begreifen und umzusetzen. Die Geschichte zeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.
- Nachhaltigkeit ist kein neues Konzept, sondern hat tiefe historische Wurzeln.
- Unternehmen müssen langfristig denken, um ihre eigenen Grundlagen nicht zu zerstören.
„Nötig sei eine ‚continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung‘, warnte Carlowitz. Sonst sei es irgendwann vorbei mit dem sächsischen Erz.“ (Quelle: SZ.de)
Infobox: Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine ökonomische Notwendigkeit mit langer Tradition. Unternehmen stehen heute vor der Aufgabe, dieses Prinzip gegen aktuelle Widerstände zu verteidigen. (Quelle: SZ.de)
Nachhaltigkeit als „CEO-Sache“: Bergische Unternehmen im Austausch
Immer mehr deutsche Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, schreiben sich Nachhaltigkeit auf die Fahne. Bei einer Veranstaltung der Technischen Akademie Wuppertal (TAW) kamen etwa 30 Vertreter aus der regionalen Wirtschaft zusammen, um sich über Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Wettbewerb auszutauschen. Die Veranstaltung richtete sich an alle, die Nachhaltigkeit im Unternehmen aktiv gestalten oder gestalten wollen.
Im Mittelpunkt stand die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit kein Hindernis, sondern eine Chance für Unternehmen darstellt. Die Teilnehmer diskutierten verschiedene Perspektiven und Möglichkeiten, nachhaltige Prozesse in ihren Betrieben zu etablieren und so einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung zu leisten.
- Rund 30 Wirtschaftsvertreter aus dem Bergischen Land nahmen an der Veranstaltung teil.
- Nachhaltigkeit wird zunehmend als Führungsaufgabe („CEO-Sache“) verstanden.
Infobox: Nachhaltigkeit ist in der regionalen Wirtschaft angekommen und wird als strategische Führungsaufgabe betrachtet. Der Austausch fördert die aktive Gestaltung nachhaltiger Unternehmensprozesse. (Quelle: Westdeutsche Zeitung)
Innovative Goldgewinnung: Nachhaltig und ohne giftige Chemikalien
Ein Forscherteam der Flinders University in Bedford Park hat eine umweltfreundliche Methode entwickelt, um Gold aus Elektroschrott und Erzen zu gewinnen. Bisherige Verfahren setzen auf giftige Chemikalien wie Cyanidsalze und Quecksilber, die erhebliche Gesundheitsrisiken und Umweltbelastungen verursachen. Das neue Verfahren nutzt Trichlorisocyanursäure (TCCA), die auch in Schwimmbädern eingesetzt wird, und ein Bindemittel aus mehreren Schwefelatomen, um Gold aus dem Abfall zu extrahieren.
Das UN-Umweltprogramm Unep berichtete, dass zwischen 10 und 20 Millionen Bergleute in mehr als 70 Ländern im handwerklichen und kleinen Goldbergbau arbeiten, darunter bis zu 5 Millionen Frauen und Kinder. Diese Tätigkeiten verursachen 37 Prozent der weltweiten Quecksilberverschmutzung. Die neue Methode ermöglicht es, hochreines Gold und Kupfer aus Elektroschrott wie Arbeitsspeichermodulen (RAM) zu gewinnen. Laut Studie können Leiterplatten und andere Komponenten aus ausrangierter Elektronik 200 bis 900 Milligramm Gold pro Kilogramm enthalten – mehr als viele Erze.
Goldgehalt | Quelle |
---|---|
200 bis 900 mg Gold pro kg Elektroschrott | Leiterplatten, RAM-Module |
37 % der weltweiten Quecksilberverschmutzung | Handwerklicher Goldbergbau |
- Das Verfahren nutzt TCCA, das zu Cyansäure abgebaut und recycelt wird.
- Die Methode ist kostengünstig, nachhaltig und kann im geschlossenen Kreislauf betrieben werden.
- Die Forscher betonen, dass die Methode noch im größeren Maßstab getestet werden muss.
„Wir sind in einen Berg von Elektroschrott eingetaucht und mit einem Goldbarren wieder herausgekommen.“ (Harshal Patel, Flinders University, Quelle: Ntv)
Infobox: Die neue Methode zur Goldgewinnung aus Elektroschrott ist umweltfreundlich, verzichtet auf giftige Chemikalien und könnte die Goldindustrie revolutionieren. (Quelle: Ntv)
Hager investiert in Produktionsanlagen und Nachhaltigkeit
Das Unternehmen Hager investiert gezielt in neue Produktionsanlagen und setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit. Ziel ist es, die Produktionsprozesse effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Durch diese Investitionen will Hager nicht nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Die Maßnahmen umfassen sowohl technologische Innovationen als auch die Optimierung bestehender Abläufe. Damit unterstreicht Hager die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung in der Industrie.
- Investitionen in neue Produktionsanlagen
- Fokus auf nachhaltige und effiziente Prozesse
Infobox: Hager setzt auf Innovation und Nachhaltigkeit, um die Produktion zukunftsfähig und umweltfreundlich zu gestalten. (Quelle: SR.de)
Hannover und Blantyre: Erste Maßnahmen zur Klimawandelanpassung umgesetzt
Am 1. April 2025 startete das Nakopa-Projekt zwischen Hannover und der Partnerstadt Blantyre in Malawi. Ziel ist die Stärkung der Klimaresilienz in Blantyre durch nachhaltige Energie- und Wasserversorgung sowie Kapazitätsaufbau. Bereits im Mai wurden an der South Lunzu Primary School und der Namilango Primary School Hochwasserschutzwälle errichtet, um die Schulen besser vor Überschwemmungen zu schützen.
Im Juni wurden an drei Schulen – Nayizi Primary School, Catholic Institute Primary School und Chilomoni Catholic Primary School – solarbetriebene Wasserpumpen mit 10.000-Liter-Wassertanks und Wasserkiosken installiert. Die Auswahl der Schulen erfolgte aufgrund gravierender Wasserknappheit. Nach hydrogeologischen Untersuchungen und Prüfung der Trinkwasserqualität konnten die Anlagen in Betrieb genommen werden. Zusätzlich wurden Lehrkräfte in Blantyre mit Experimentiermaterialien zum Thema regenerative Energie fortgebildet.
- Start des Projekts: 1. April 2025
- Hochwasserschutzwälle an zwei Schulen im Mai errichtet
- Installation von Solarpumpen und 10.000-Liter-Wassertanks an drei Schulen im Juni
- Fortbildung für Lehrkräfte zu regenerativer Energie
Infobox: Das Projekt stärkt die Klimaresilienz in Blantyre durch nachhaltige Wasser- und Energieversorgung und bindet die lokale Gemeinschaft aktiv ein. (Quelle: Hannover.de)
Grüne Transformation: Finanzierungslücke und politische Empfehlungen
Ein Forschungsprojekt der Universität Witten/Herdecke und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat untersucht, wie die Politik Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit umlenken kann. Die Forschenden weisen auf eine große Finanzierungslücke hin: Weltweit fehlen laut Climate Policy Initiative jährlich etwa sieben Billionen US-Dollar, um die Klimaziele zu erreichen. In Deutschland liegt der zusätzliche Investitionsbedarf bei jährlich 60 bis 100 Milliarden Euro.
Das Projektteam empfiehlt drei zentrale Maßnahmen:
- Die Bankfähigkeit („Bankability“) grüner Investitionen gezielt stärken, etwa durch monetäre Anreize, Garantien und regulatorische Maßnahmen.
- Die Finanzierung fossiler und emissionsintensiver Aktivitäten aktiv zurückfahren, beispielsweise durch den Ausschluss klimaschädlicher Vermögenswerte aus dem Sicherheitenrahmen der Europäischen Zentralbank.
- Mehr öffentliche Mittel für grüne Aktivitäten bereitstellen, die keine oder nur geringe Rendite erwirtschaften, etwa durch einen EU-Klimafonds oder eine „Grüne Goldene Regel“.
Finanzierungslücke weltweit | ca. 7 Billionen US-Dollar jährlich |
---|---|
Investitionsbedarf Deutschland | 60 bis 100 Milliarden Euro jährlich |
- Fossile Projekte gelten weiterhin als besonders profitabel und risikoarm.
- Die Politik muss grüne Investitionen attraktiver machen und klimaschädliche Investitionen erschweren.
- Öffentliche Gelder sind für Bereiche wie Moorschutz, Infrastruktur für nicht-motorisierte Mobilität oder Hochwasserschutz unerlässlich.
„Bankability bedeutet einfach gesagt: Welches Risiko-Rendite-Verhältnis hat eine Investition in die Produktivwirtschaft oder in finanzielle Vermögenswerte? Also wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das investierte Geld nicht zurückbekomme, und erhalte ich für dieses Risiko eine Rendite, die meinen Erwartungen entspricht?“ (Joscha Wullweber, Universität Witten/Herdecke, Quelle: Presseportal)
Infobox: Die grüne Transformation erfordert massive Investitionen. Politik und Finanzsektor müssen gezielt Anreize für nachhaltige Projekte schaffen und klimaschädliche Investitionen unattraktiv machen. (Quelle: Presseportal)
Quellen:
- Nachhaltigkeit ist out – was für ein Fehler
- „CEO-Sache“: So gehen Bergische Firmen das Thema Nachhaltigkeit an [WZ+]
- "Kostengünstig und nachhaltig": Forscher gewinnen hochreines Gold aus Müll
- Hager investiert in Produktionsanlagen und mehr Nachhaltigkeit
- Erste Maßnahmen bereits umgesetzt
- Grüne Transformation: Wie die Politik Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit umlenken kann