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Nachhaltigkeit und Bürokratie: Einblicke aus dem Behördenalltag
In deutschen Behörden wird Nachhaltigkeit oft mit bürokratischen Hürden konfrontiert. Ein Beispiel aus der FAZ schildert, wie ein Mitarbeiter einer größeren Behörde zum Start eine Grundausstattung für den Arbeitsplatz erhält – darunter Bleistift, Locher, Heftklammerer, Post-its, Büroklammern, Textmarker mit Nachfülltinte und Kugelschreiber mit Nachfüllminen, alles „wegen der Nachhaltigkeit“. Obwohl der Mitarbeiter die meisten dieser Dinge nicht benötigt und sie ablehnen möchte, ist dies nicht möglich: „Das geht nicht, das bekommt jeder. Wir legen Ihnen das auf Ihren Schreibtisch.“
Im Gegensatz dazu war eine neue Computertastatur, die tatsächlich gebraucht worden wäre, nicht verfügbar. Beim Umzug der Abteilung stellt sich die Frage, was mit den ungenutzten Materialien geschehen soll. Eine Rückgabe ist laut Materialbeschaffung nicht möglich, mit nach Hause nehmen wäre ein geldwerter Vorteil – bleibt nur das Wegwerfen. Die Absurdität: Nachhaltigkeit wird zwar propagiert, aber nicht konsequent umgesetzt.
- Jeder Mitarbeiter erhält identische Büroausstattung, unabhängig vom Bedarf.
- Rückgabe ungenutzter Materialien ist nicht vorgesehen.
- Mitnahme nach Hause ist untersagt, da dies als geldwerter Vorteil gilt.
- Wegwerfen bleibt als einzige Option.
Infobox: Die Praxis in Behörden zeigt, dass gut gemeinte Nachhaltigkeitsmaßnahmen durch starre Bürokratie oft ins Gegenteil verkehrt werden. (Quelle: FAZ)
Nachhaltigkeit im Mittelstand: Erfahrungen aus Lemwerder
Beim Wirtschaftsförderungsevent in Lemwerder berichteten Unternehmen wie Abeking und Rasmussen (A&R) und Procedes über ihre Nachhaltigkeitsstrategien. Procedes produziert Werbedisplays, die nur wenige Tage im Einsatz sind und dann thermisch verwertet werden. Das Unternehmen arbeitet daran, Müll zu reduzieren, etwa durch das Falten statt Rollen der Banner, wodurch mehr Banner in ein Auto passen. Lieferanten müssen inzwischen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte offenlegen. Strom wird per Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach erzeugt, ein Windkraftrad wurde jedoch abgelehnt.
Procedes erstellt freiwillig Nachhaltigkeitsberichte, obwohl keine EU-Berichtspflicht besteht. In den USA spielt Nachhaltigkeit laut Nils Götzel keine Rolle, dort zählt nur die Produktion im eigenen Land. Deshalb wurde eine Produktion in den USA aufgebaut.
Abeking und Rasmussen baut Jachten, die laut Florian Mandel „nicht verschrottet werden“. Das Unternehmen hat ein viertes Geschäftsfeld für Refit/Services etabliert und erstellt ebenfalls freiwillige Nachhaltigkeitsberichte. Die Werft setzt auf ein modernes Entgeltsystem, um auf dem Fachkräftemarkt zu punkten, und beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die eigenen Hallen.
Hans-Christian Mornhinweg von Fassmer Service betont, dass Banken bei der Kreditvergabe zunehmend auf nachhaltiges Wirtschaften achten. Auch kleinere Betriebe wie Rodiek investieren in Wärmepumpen, Fotovoltaikanlagen und E-Autos und können dies mit Zertifikaten belegen.
- Procedes: Müllreduktion durch Falten der Banner, CO2-Fußabdruck der Lieferanten, Fotovoltaikanlage.
- Abeking und Rasmussen: Jachten werden nicht verschrottet, Refit/Services, freiwillige Nachhaltigkeitsberichte.
- Rodiek: Investitionen in Wärmepumpen, Fotovoltaikanlagen, E-Autos, Nachweis durch Zertifikate.
Infobox: Mittelständische Unternehmen in Lemwerder setzen auf innovative Maßnahmen zur Müllvermeidung, Energiegewinnung und nachhaltige Berichterstattung. Banken berücksichtigen Nachhaltigkeit zunehmend bei der Kreditvergabe. (Quelle: Weser Kurier)
Hannover: Nachhaltige Startpakete für Erstklässler
Die Landeshauptstadt Hannover hat zum Schuljahresbeginn nachhaltige Startpakete an Erstklässler*innen verteilt. Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel überreichte gemeinsam mit der Bürgerinitiative Umweltschutz e. V. (BIU) Schulhefte aus Recyclingpapier an die Grundschule Wettbergen. Insgesamt haben 53 Grundschulen das Startpaket für 4.284 Schüler*innen bestellt.
Das Paket enthält Tipps zur umweltfreundlichen Gestaltung des Schultags, Informationen zu Verkaufsstellen von Recyclingpapier und zwei Schulhefte aus Recyclingpapier sowie einen Stundenplan. Die Stadt betont, dass Recyclingpapier einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Urwälder und des Klimas leistet. Ein Schulheft aus Recyclingpapier spart 60 Prozent Energie und Wasser im Vergleich zu Frischfaserpapier. Die Stadtverwaltung verwendet seit 2003 ausschließlich Recyclingpapier.
- 53 Grundschulen, 4.284 Schüler*innen erhalten nachhaltige Startpakete.
- Recyclingpapier spart 60 Prozent Energie und Wasser.
- Stadtverwaltung nutzt seit 2003 ausschließlich Recyclingpapier.
Infobox: Die Aktion zeigt, wie frühzeitige Sensibilisierung für Nachhaltigkeit im Schulalltag etabliert werden kann. Recyclingpapier ist ein effektiver Beitrag zum Klima- und Waldschutz. (Quelle: Hannover.de)
Allgäuer Gründerpreis für Nachhaltigkeit: Bewerbungsphase läuft
Im Rahmen der Allgäuer Gründerbühne wird zum fünften Mal der Sonderpreis für Nachhaltigkeit vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis, gestiftet vom Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK), zeichnet Gründungen aus, die einen besonderen Beitrag zu ökologischer, ökonomischer oder sozialer Nachhaltigkeit leisten. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August 2025.
Teilnehmen können Gründerinnen und Gründer aus allen Branchen, sofern der Sitz im Allgäu liegt und das Unternehmen nicht länger als fünf Jahre am Markt ist. Die Jury wählt fünf Teams für das Finale am 18. November 2025 in der kultBOX Kempten aus. Neben dem Sonderpreis werden Preisgelder in Höhe von 19.000 Euro vergeben. Die Allgäuer Gründerbühne ist der größte Gründungswettbewerb der Region und bietet Pitch-Training, mediale Aufmerksamkeit und Netzwerk-Kontakte.
Preis | Dotierung | Bewerbungsfrist | Finale |
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Sonderpreis Nachhaltigkeit | 3.000 Euro | 31.08.2025 | 18.11.2025 |
Weitere Preisgelder | 19.000 Euro | - | 18.11.2025 |
Infobox: Der Allgäuer Gründerpreis für Nachhaltigkeit fördert innovative, nachhaltige Geschäftsideen und bietet Startups ein Sprungbrett in der Region. (Quelle: Presseportal)
Raiffeisenbank Oberpfalz Süd fördert nachhaltige Schulprojekte
Die Raiffeisenbank Oberpfalz Süd hat im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsinitiative insgesamt 15.000 Euro an sechs Schulen gespendet. Ziel ist es, junge Menschen für einen bewussten Umgang mit Ressourcen, innovative Umweltideen und gesellschaftliche Verantwortung zu begeistern. Die Projekte reichen von Windenergie über Upcycling bis zu Urban Gardening.
Beispiele: Das Gymnasium Neutraubling entwickelte unter dem Motto „Upcycle my furniture“ Möbel aus alten Materialien. Die Mittelschule Neutraubling führte eine Stromsparwoche, einen Schulflohmarkt und das Anlegen einer Blumenwiese durch. Die Realschule Obertraubling baute eine bepflanzbare Holzbank für den Pausenhof. Am Pindl Gymnasium wurde ein Windrad gebaut, das im Physikunterricht eingesetzt wird. Die Breitschaft Schulen gestalteten den Pausenhof als „Lesehecke“ mit Hochbeeten. Die Realschule Neutraubling führte Projekte wie Samenbomben, Kleidertausch und Umweltworkshops durch.
Für das kommende Schuljahr plant die Bank, die Fördersumme pro Schule auf 3.000 Euro zu erhöhen und gezielt Abschluss- sowie Wirtschaftsklassen zu fördern.
Fördersumme gesamt | Anzahl Schulen | Geplante Fördersumme pro Schule |
---|---|---|
15.000 Euro | 6 | 3.000 Euro |
Infobox: Die gezielte Förderung nachhaltiger Schulprojekte durch die Raiffeisenbank Oberpfalz Süd stärkt Umweltbewusstsein und gesellschaftliche Verantwortung bei Jugendlichen. (Quelle: Mittelbayerische Zeitung)
Quellen:
- Kolumne „Nine to five“: Wegen der Nachhaltigkeit!
- Nachhaltigkeit im Mittelstand: Unternehmen aus Lemwerder berichten
- Stadt verteilt nachhaltige Startpakete
- Mannheimer Unternehmen bündeln Kräfte für mehr Nachhaltigkeit
- Allgäuer Gründerpreis für Nachhaltigkeit: noch bis zum 31.08.2025 bewerben
- Die Nachhaltigkeit im Blick: Raiffeisenbank Oberpfalz Süd finanziert sechs Schulprojekte