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BNW begrüßt CDU-Vorschlag: Mehr Nachhaltigkeit im Kanzleramt
Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) unterstützt den Vorschlag von Ralph Brinkhaus (CDU), Nachhaltigkeit als Querschnittsthema im Kanzleramt zu verankern. Die Regierung hat sich mit einem Sondervermögen kurzfristige Spielräume in Höhe von 500 Milliarden Euro erkauft, um Herausforderungen wie hohe Energiepreise, Handelszölle und die Mobilitätswende zu bewältigen. Prof. Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des BNW, betont, dass diese Investitionen nur dann sinnvoll sind, wenn sie in zukunftssichere Projekte fließen. Sie fordert, Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal für öffentliche Investitionen zu etablieren und die öffentliche Beschaffung sowie die Subventionierung von Technologien stärker an das Klimaziel 2045 zu knüpfen.
Der BNW begrüßt zudem das Bekenntnis der Regierung zur Kreislaufwirtschaft und fordert Klarheit zu den im Koalitionsvertrag erwähnten „kurzfristig realisierbaren Maßnahmen“. Die neue Regierung steht laut Prof. Dr. Reuter vor der Aufgabe, eine zukunftssichere Wirtschaft aufzubauen, wobei Nachhaltigkeit ins Zentrum der politischen Steuerung rücken müsse. Der Verband vertritt 700 Mitgliedsunternehmen mit mehr als 200.000 Arbeitsplätzen und setzt sich seit 1992 für Umwelt-, Klimaschutz und soziale Nachhaltigkeit ein.
„Der Spielraum von Schwarz-Rot ist teuer erkauft – und eine einmalige Chance. Die kommende Regierung kann, ähnlich wie mit der Agenda 2010, entscheidend den Wohlstand kommender Generationen prägen. Dafür aber muss sie eine zukunftssichere Wirtschaft aufbauen – und das bedeutet ganz klar: Nachhaltigkeit gehört ins Kanzleramt.“ (Prof. Dr. Katharina Reuter, BNW)
- 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Modernisierung
- Klimaneutralität bis 2045 als zentrales Ziel
- Nachhaltigkeit soll Qualitätsmerkmal für Investitionen werden
Infobox: Der BNW fordert, Nachhaltigkeit ressortübergreifend im Kanzleramt zu verankern, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen und Investitionen zukunftssicher zu gestalten. (Quelle: Presseportal)
Blühende Nachhaltigkeit: Regionalität bei Schnittblumen
Während Regionalität und Saisonalität bei Lebensmitteln längst etabliert sind, ist dies bei Schnittblumen noch eine Nische. In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich rund 370 Betriebe zur „Slowflower-Bewegung“ zusammengeschlossen, um nachhaltigen Blumenanbau zu fördern. Der Berliner Florist Marsano baut seit 2021 in Märkisch Wilmersdorf auf 1,5 Hektar ohne Pestizide und Kunstdünger Blumen an und erzeugt inzwischen rund zehn Prozent seines Bedarfs selbst. Die Saison reicht von April bis Oktober/November.
Ein Großteil der in Deutschland verkauften Schnittblumen – zwischen 80 und 90 Prozent – ist Importware, vor allem aus den Niederlanden (Blumen im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro), Kenia, Äthiopien, Kolumbien und Ecuador. 2024 wurden rund eine Milliarde Rosen importiert, jede dritte trug 2023 das „Fairtrade“-Label. Dennoch werden auch auf Fairtrade-Farmen Pestizide eingesetzt, wobei auf hochgiftige Mittel verzichtet wird. Eine Studie von Migros und Intep zeigt, dass Rosen aus dem Globalen Süden trotz Flugtransport einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als solche aus fossil beheizten niederländischen Gewächshäusern.
Importanteil Schnittblumen (Deutschland) | 80–90 % |
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Importwert Niederlande | 1,1 Mrd. Euro |
Importierte Rosen 2024 | 1 Mrd. Stück |
Fairtrade-Anteil Rosen 2023 | 33 % |
- Kein EU-Grenzwert für Pestizide bei Schnittblumen
- 2023: Auf allen getesteten Sträußen Pestizide nachgewiesen, auf einem sogar 32 verschiedene
- Nachfrage nach nachhaltigen Blumen steigt, besonders bei Hochzeiten
Infobox: Die Slowflower-Bewegung setzt sich für nachhaltigen, pestizidfreien Blumenanbau ein. Trotz wachsender Nachfrage bleibt der Markt von Importen dominiert. (Quelle: WELT)
Neue Steuerungslogiken: Nachhaltigkeit in Entscheidungsprozessen
Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Anna Katharina Meyer erläutert, dass Nachhaltigkeit kein Nebenschauplatz sein darf, sondern Teil der unternehmerischen Steuerung werden muss. Klassische Steuerungslogiken reichen nicht aus. Das Framework „Levers of Control“ von Robert Simons (1995) und das Management Control Framework von Merchant & Van der Stede (2007) zeigen, dass Nachhaltigkeit ein neues Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Vertrauen erfordert. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit in den Köpfen der Führungskräfte verankert und in die Identität des Unternehmens integriert wird.
Eine qualitative Interviewstudie mit 17 Entscheidungsträger:innen zeigt, dass Nachhaltigkeit besonders wirksam integriert wird, wenn organisationale und kulturelle Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehören Überzeugung und strategische Verankerung, Räume für Dialog und Aushandlung sowie datenbasierte Transparenz. Stimmen aus der Praxis, wie Jannik Desel (Wilhelm Böllhoff GmbH & Co. KG) und Christian Rube (Franz Haniel & Cie. GmbH), betonen die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit explizit zu steuern und Zielkonflikte aktiv auszuhandeln.
„Control is not about controlling people, but about enabling responsible decision-making.“ (Merchant & Van der Stede, 2007)
- Nachhaltigkeit muss Teil der Unternehmensidentität werden
- Interaktive Steuerung fördert organisationales Lernen
- Datenbasierte Metriken sind notwendig, aber nicht ausreichend
Infobox: Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch steuern, sichern sich langfristig Resilienz und Zukunftsfähigkeit. (Quelle: haufe.de)
Neue Anlage am Standort Hambach: Ineos nimmt Biomasse-Heizwerk in Betrieb
Ineos Automotive hat am Standort Hambach ein Biomasse-Heizwerk mit einer Investitionssumme von 15 Millionen Euro in Betrieb genommen. Die Anlage hat eine Leistung von 9,2 Megawatt und soll bis zu 14.000 Tonnen Holzhackschnitzel pro Jahr verbrauchen. Damit werden 78 Prozent des Wärmebedarfs des expandierenden Werks gedeckt. Seit 2019 wurden in das Hambacher Automobilwerk mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert.
Philippe Steyer, Präsident von Ineos Automotive, betont die Bedeutung der nachhaltigen Energieversorgung für den wachsenden Standort. Die neue Anlage ist ein zentraler Baustein, um die Nachhaltigkeit des Werks zu stärken und den steigenden Energiebedarf umweltfreundlich zu decken.
Investitionssumme Biomasse-Heizwerk | 15 Mio. Euro |
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Leistung der Anlage | 9,2 MW |
Jährlicher Holzhackschnitzelverbrauch | 14.000 t |
Wärmebedarfsdeckung | 78 % |
Gesamtinvestitionen seit 2019 | über 500 Mio. Euro |
Infobox: Das neue Biomasse-Heizwerk von Ineos in Hambach deckt 78 Prozent des Wärmebedarfs und ist Teil einer Gesamtinvestition von über 500 Millionen Euro seit 2019. (Quelle: Saarbrücker Zeitung)
Für mehr Nachhaltigkeit: Sauerländerin rettet alte Möbel
Sevim Belge aus Lennestadt engagiert sich mit ihrer Polsterei für Nachhaltigkeit, indem sie alte Sofas und Möbelstücke aufarbeitet und ihnen ein zweites Leben schenkt. Ihr Ziel ist es, dem Wegwerfen entgegenzuwirken und echte Werte zu bewahren. Mit Leidenschaft und handwerklichem Geschick setzt sie sich für Ressourcenschonung und die Wertschätzung von Möbeln ein, die sonst auf dem Müll landen würden.
Durch die Wiederverwertung alter Möbel trägt Belge dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu verringern und das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu stärken. Ihr Ansatz zeigt, wie individuelle Initiativen einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten können.
- Alte Möbel werden aufbereitet und weiterverwendet
- Beitrag zur Ressourcenschonung und Müllvermeidung
- Förderung von Nachhaltigkeit im Alltag
Infobox: Die Polsterei von Sevim Belge in Lennestadt steht für nachhaltigen Konsum und die Rettung alter Möbel vor dem Wegwerfen. (Quelle: wp.de)
Quellen:
- BNW begrüßt CDU-Vorschlag: mehr Nachhaltigkeit im Kanzleramt
- Blühende Nachhaltigkeit: Warum wir auch bei Schnittblumen auf Regionalität achten sollten
- Neue Steuerungslogiken: Nachhaltigkeit in Entscheidungsprozessen
- Neue Anlage am Standort: Millionen-Investition in Hambach: Ineos nimmt Biomasse-Heizwerk in Betrieb
- Für mehr Nachhaltigkeit: Sauerländerin rettet alte Möbel
- Welche Versicherer als besonders nachhaltig wahrgenommen werden