Wildtiere erobern den urbanen Raum
Autor: Nachhaltigkeit-Wirtschaft Redaktion
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Kategorie: Natur
Zusammenfassung: Immer mehr Wildtiere ziehen in Städte, da sie dort reichlich Nahrung und Schutz finden; die Anpassung erfolgt je nach Art über verschiedene Zeiträume. Beispiele wie Füchse und Weißstörche zeigen ihre erfolgreiche Integration in urbane Lebensräume.
Warum Tiere in Städte einwandern
Immer mehr Wildtiere finden ihren Weg in die Städte, ein Phänomen, das als Synurbanisierung bezeichnet wird. Diese Entwicklung ist nicht zufällig, sondern folgt klaren ökologischen und verhaltensbiologischen Mustern. Aber warum ziehen Tiere in die urbanen Räume?
Ein entscheidender Faktor ist die Verfügbarkeit von Nahrung. In Städten finden Tiere eine Fülle an Nahrungsquellen, die es in der Natur oft nicht gibt. Müll, Kompost und Futterreste aus Haushalten sind für viele Arten eine leicht zugängliche Nahrungsquelle. Auch Insekten, die sich unter Straßenlampen versammeln, bieten eine willkommene Mahlzeit. Grünflächen, Parks und Kleingärten sind zusätzlich wichtige Lebensräume, die Nahrung und Schutz bieten.
Ein weiterer Grund, weshalb Tiere in die Städte einwandern, ist das Vorhandensein von Schutz und Rückzugsräumen. Städte bieten zahlreiche Versteckmöglichkeiten, sei es in Dachböden, Hinterhöfen oder alten Gebäuden. Diese Rückzugsorte sind entscheidend, um sich vor Fressfeinden zu schützen und ungestört leben zu können.
Die geringere Gefahr in städtischen Gebieten spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. In Städten gibt es weniger natürliche Feinde wie Wölfe oder Greifvögel, was den Tieren ein sicheres Gefühl gibt. Zudem sind die Winter in urbanen Räumen oft milder, was durch das Phänomen der Wärmeinseln bedingt ist. Diese milderen Temperaturen erleichtern das Überleben in der kalten Jahreszeit.
Ein weiterer Aspekt ist die Toleranz gegenüber Menschen. Über mehrere Generationen hinweg gewöhnen sich Tiere an die Präsenz von Menschen und verlieren ihre natürliche Scheu. Dies geschieht durch wiederholte positive Erfahrungen, die Tiere mit Menschen machen, etwa wenn sie lernen, dass Menschen keine Bedrohung darstellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus reichhaltigem Nahrungsangebot, Schutzmöglichkeiten, geringer Gefahr und menschlicher Toleranz entscheidend dafür ist, dass Wildtiere zunehmend den urbanen Raum erobern. Diese Bedingungen ermöglichen es ihnen, sich erfolgreich in städtischen Umgebungen anzusiedeln und dort zu gedeihen.
Wie lange dauert die Anpassung?
Die Anpassung von Wildtieren an urbane Lebensräume geschieht nicht über Nacht. Die Zeit, die verschiedene Arten benötigen, um sich an die städtischen Gegebenheiten anzupassen, variiert stark und hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Art selbst und deren spezifischen Anpassungsfähigkeiten.
Generell lassen sich die Anpassungszeiträume in drei Kategorien unterteilen:
- Kurzfristige Anpassung (5–20 Jahre): Diese Gruppe umfasst opportunistische Arten wie Füchse, Ratten, Waschbären und Krähen. Diese Tiere sind besonders anpassungsfähig und finden schnell Wege, um in der städtischen Umgebung zu überleben.
- Mittelfristige Anpassung (20–50 Jahre): Hierzu zählen Gebäudebrüter wie Störche, Turmfalken und Schleiereulen. Diese Arten benötigen etwas mehr Zeit, um sich an die neuen Lebensbedingungen anzupassen und ihre Fortpflanzungsgewohnheiten entsprechend zu verändern.
- Langfristige Anpassung (50–200 Jahre): In diese Kategorie fallen komplexere ökologische Anpassungen, wie genetische Veränderungen, die sich über viele Generationen entwickeln. Ein Beispiel hierfür sind die Stadt-Amseln im Vergleich zu ihren Waldverwandten, die sich an die urbanen Gegebenheiten angepasst haben.
Die Anpassung geschieht oft über mehrere Generationen. Viele Studien zeigen, dass es in der Regel ausreicht, wenn 2 bis 5 Generationen von Tieren in einem urbanen Raum leben, um sich an die spezifischen Herausforderungen und Chancen der Stadt anzupassen.
Ein entscheidender Punkt ist, dass die Geschwindigkeit der Anpassung auch von der Verfügbarkeit von Ressourcen und der Art der urbanen Umgebung abhängt. In einer Stadt mit reichlich Nahrung und sicheren Rückzugsorten können Tiere viel schneller Anpassungen vornehmen als in einer Umgebung, die weniger günstige Bedingungen bietet.
Zusammenfassend ist die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren an städtische Lebensräume ein faszinierender Prozess, der von der jeweiligen Art und den spezifischen Bedingungen im urbanen Raum abhängt.
Beispiele für Tiere, die den urbanen Raum erobern
In den letzten Jahren haben verschiedene Tierarten eindrucksvoll gezeigt, wie anpassungsfähig sie an städtische Lebensräume sind. Diese Beispiele verdeutlichen, wie Wildtiere den urbanen Raum erobern und sich erfolgreich an die neuen Bedingungen anpassen.
3.1 Weißstörche in Andalusien (Spanien)
Die Weißstörche sind ein faszinierendes Beispiel für die Anpassung an städtische Umgebungen. In Andalusien haben sie ihre traditionellen Nistplätze in Felsen aufgegeben und nutzen nun Kirchen und alte Gebäude als Nistplattformen. Diese Vögel haben gelernt, mit den Geräuschen und der Hektik des städtischen Lebens umzugehen. Ihre Nahrungsaufnahme erfolgt häufig über Müllkippen, die eine fast unerschöpfliche Nahrungsquelle darstellen.
3.2 Füchse in Berlin, London oder Zürich
Füchse haben sich hervorragend an das Stadtleben angepasst. In urbanen Gebieten wie Berlin, London und Zürich finden sie reichlich Nahrung in Form von Müll, Kompost und Essensresten. Sie nutzen Rückzugsräume wie Friedhöfe und Gärten. Ihre Aktivität verlagert sich oft in die Nacht, wodurch sie mit Menschen weniger in Konflikt geraten.
3.3 Waschbären (z. B. Kassel, Deutschland)
Waschbären gelten als eine der besten urbanen Anpasser in Europa. Diese Tiere sind äußerst geschickt und nutzen ihre Kletterfähigkeiten, um in städtischen Gebieten zu überleben. Sie sind Allesfresser und profitieren von der Nahrungsverfügbarkeit in Städten. Besonders bemerkenswert ist, dass Waschbären das Öffnen von Mülltonnen kulturell erlernen und dieses Wissen in ihren Gruppen weitergeben.
3.4 Tauben, Dohlen, Krähen – Gewinner der Urbanisierung
Tauben, Dohlen und Krähen sind klassische Beispiele für Tiere, die in Städten hervorragende Lebensbedingungen finden. Sie nutzen Gebäudekanten als Ersatz für natürliche Nistplätze und profitieren von der Straßenbeleuchtung, die nachts Insekten anlockt. Diese Arten haben sich stark an die Präsenz von Menschen angepasst und sind in urbanen Umgebungen weit verbreitet.
3.5 Reptilien – Mauereidechse & Co.
Einige Reptilienarten, wie die Mauereidechse, haben ebenfalls von städtischen Mikroklimabedingungen profitiert. Sie finden in der Stadt ideale Lebensräume, etwa in Trockenmauern und Bahndämmen. Diese Reptilien sind in der Lage, sich in den wärmeren Stadtgebieten schneller zu vermehren und ihre Lebensweise entsprechend anzupassen.
Diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und anpassungsfähig Wildtiere sind. Die Urbanisierung bietet nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Chancen für viele Arten, die sich erfolgreich in städtischen Lebensräumen etablieren können.
Weißstörche in Andalusien (Spanien)
Die Weißstörche in Andalusien sind ein bemerkenswertes Beispiel für die Anpassung von Wildtieren an städtische Lebensräume. Diese Vögel haben sich im Laufe der Jahre kulturell angepasst und ihre Nistgewohnheiten verändert, um in urbanen Umgebungen zu überleben.
Ein wesentlicher Faktor für die Ansiedlung der Weißstörche in Städten ist der Mangel an traditionellen Nistplätzen, wie sie in der Natur häufig vorkommen. Stattdessen nutzen sie alte Kirchen und Gebäude als Nistplattformen. Diese hohen Strukturen bieten den Störchen nicht nur einen sicheren Platz zum Nisten, sondern auch eine gute Sicht auf ihre Umgebung, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Die Verfügbarkeit von Nahrung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. In den letzten Jahrzehnten haben Müllkippen in städtischen Gebieten eine nahezu unerschöpfliche Nahrungsquelle für die Störche bereitgestellt. Diese Vögel haben gelernt, sich von Abfällen und Essensresten zu ernähren, was ihre Anpassungsfähigkeit an die städtische Umgebung verstärkt hat.
Ein interessanter Aspekt ist die Habituation der Störche an menschliche Aktivitäten. Diese Vögel ignorieren alltägliche Geräusche, wie das Läuten von Kirchenglocken, da sie keine Bedrohung darstellen. Diese Gewöhnung an Menschen hat dazu geführt, dass die Störche ihre Scheu überwunden haben und sogar mitten im städtischen Zentrum nisten.
Die Anpassung der Weißstörche an städtische Lebensräume ist ein Prozess, der im 20. Jahrhundert begann und heute weitgehend abgeschlossen ist. Schätzungen zufolge dauerte es etwa 80 bis 100 Jahre, bis die Störche sich vollständig an die neuen Bedingungen anpassten. Dies zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig diese Vögel sind, wenn es darum geht, neue Lebensräume zu erobern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Weißstörche in Andalusien eindrucksvoll demonstrieren, wie Wildtiere in urbanen Umgebungen gedeihen können, wenn die richtigen Bedingungen erfüllt sind. Ihre Geschichte ist ein faszinierendes Beispiel für die Fähigkeit von Tieren, sich an die Herausforderungen des menschlichen Lebensraums anzupassen.
Füchse in Berlin, London oder Zürich
Füchse in Städten wie Berlin, London und Zürich haben sich zu einem klaren Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren entwickelt. Diese Tiere haben sich vollständig in das urbane Leben integriert und zeigen, wie flexibel sie auf die Veränderungen in ihrem Lebensraum reagieren können.
Die Anpassungsbedingungen für Füchse sind in städtischen Gebieten ausgesprochen günstig. Ein entscheidender Faktor ist die Verfügbarkeit von Nahrung. Füchse finden in Städten eine Vielzahl von Nahrungsquellen, darunter Müll, Kompost, Essensreste und auch kleine Nagetiere. Diese Fülle an Nahrungsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass Füchse in urbanen Umgebungen gut gedeihen.
Ein weiterer Aspekt ist die Existenz von Rückzugsräumen. In Städten nutzen Füchse häufig Friedhöfe, Gärten und Bahndämme als sichere Rückzugsorte. Diese Gebiete bieten nicht nur Schutz vor Fressfeinden, sondern auch einen ruhigen Ort zum Ausruhen und Fortpflanzen.
Das Verhalten der Füchse hat sich ebenfalls an die städtische Umgebung angepasst. Um Konflikte mit Menschen zu vermeiden, verlagern sie ihre Aktivität oft in die Nacht. Dadurch reduzieren sie die Wahrscheinlichkeit, auf Menschen zu treffen, und lernen schnell, dass Menschen in der Regel keine Bedrohung darstellen. Junge Füchse lernen bereits im Bau, dass die menschliche Präsenz meist harmlos ist.
Die Zeitspanne, in der Füchse sich an das städtische Leben angepasst haben, ist bemerkenswert. Schätzungen zufolge dauerte es etwa 30 bis 40 Jahre, bis sich Füchse vollständig an ihre urbanen Lebensbedingungen gewöhnt hatten. Dies ist eine erstaunlich schnelle Anpassung im Vergleich zu anderen Arten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Füchse in Städten nicht nur überleben, sondern auch florieren. Ihre Fähigkeit, sich an verschiedene Nahrungsquellen und Lebensräume anzupassen, macht sie zu einem der erfolgreichsten urbanen Tiere. Dieses Beispiel zeigt, dass Urbanisierung nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Lebensmöglichkeiten für Wildtiere mit sich bringt.
Waschbären (z. B. Kassel, Deutschland)
Waschbären, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, haben sich seit ihrer Einführung in Europa zu einem der besten urbanen Anpasser entwickelt. Besonders in Städten wie Kassel finden sie ideale Lebensbedingungen, die ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen.
Ein entscheidendes Merkmal der Waschbären ist ihre extreme Kletterfähigkeit. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihnen, in städtischen Umgebungen problemlos auf Dachböden, Schornsteine und andere hohe Strukturen zu gelangen. Diese Kletterkünste sind besonders vorteilhaft, um Nistplätze oder Nahrungsquellen zu erreichen.
Waschbären sind omnivor und ernähren sich von einer breiten Palette an Nahrungsmitteln. In urbanen Gebieten finden sie reichlich Futter in Form von Müll, Kompost und Essensresten. Diese Flexibilität in der Ernährung trägt erheblich zu ihrem Überleben und ihrer Verbreitung in Städten bei.
Eine bemerkenswerte Eigenschaft der Waschbären ist ihre Fähigkeit, das Öffnen von Mülltonnen zu erlernen. Dieses Wissen wird innerhalb ihrer sozialen Gruppen weitergegeben, was bedeutet, dass jüngere Waschbären von den älteren Tieren lernen, wie man Zugang zu Nahrungsquellen in städtischen Gebieten erhält. Diese kulturelle Weitergabe von Fähigkeiten ist ein entscheidender Faktor für ihren Erfolg in urbanen Umgebungen.
Die Anpassung der Waschbären an städtische Lebensräume begann in Europa in den 1940er Jahren. Seit den 1980er Jahren sind sie in vielen deutschen Städten, darunter auch Kassel, urban dominant geworden. Diese schnelle Anpassung zeigt, wie gut Waschbären in der Lage sind, sich an die Herausforderungen und Chancen des städtischen Lebens anzupassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Waschbären durch ihre Anpassungsfähigkeit, ihre vielseitige Ernährung und ihre sozialen Lernfähigkeiten ein hervorragendes Beispiel dafür sind, wie Wildtiere in urbanen Räumen gedeihen können. Ihr Erfolg in Städten ist nicht nur ein Zeichen ihrer Resilienz, sondern auch ein Hinweis darauf, wie flexibel Tiere auf die Veränderungen ihrer Umgebung reagieren können.
Tauben, Dohlen, Krähen – Gewinner der Urbanisierung
Tauben, Dohlen und Krähen sind eindrucksvolle Beispiele für Arten, die sich erfolgreich an die urbanen Gegebenheiten angepasst haben. Diese Vögel profitieren von den spezifischen Bedingungen, die städtische Umgebungen bieten, und haben sich im Laufe der Jahre als wahre Gewinner der Urbanisierung etabliert.
Ein wesentlicher Grund für ihren Erfolg ist die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen. In Städten finden diese Vögel eine Fülle an Futter, das von Müll und Essensresten bis hin zu Insekten reicht, die sich unter Straßenbeleuchtung sammeln. Die Menschenmengen in urbanen Gebieten bieten zudem zusätzliche Futterquellen, da oft Lebensmittelreste fallen gelassen werden.
Die Lebensräume dieser Vögel haben sich ebenfalls verändert. Gebäudekanten und Dachflächen ersetzen die natürlichen Felswände, die für viele Arten einst Lebensraum boten. Diese Strukturen bieten nicht nur Nistmöglichkeiten, sondern auch sichere Plätze zur Beobachtung der Umgebung. Insbesondere Dohlen haben sich darauf spezialisiert, in Lüftungsschächten und anderen künstlichen Nistplätzen zu brüten, was ihre Anpassungsfähigkeit unterstreicht.
Darüber hinaus zeigen diese Arten bemerkenswerte Verhaltensanpassungen. Krähen sind in der Lage, zwischen gefährlichen und harmlosen Menschen zu unterscheiden, was ihnen hilft, in urbanen Umgebungen sicher zu navigieren. Tauben haben hingegen ihr natürliches Fluchtverhalten stark reduziert und sind oft in der Nähe von Menschen zu finden, ohne sich bedroht zu fühlen.
Die Zeitspanne der Anpassung für Tauben, Dohlen und Krähen liegt meist bei weniger als 50 Jahren. Diese schnelle Anpassungsfähigkeit zeigt, dass die Evolution in städtischen Gebieten nicht nur möglich, sondern auch häufig erfolgreich ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tauben, Dohlen und Krähen durch ihre Flexibilität, ihren Einfallsreichtum und die Nutzung der städtischen Infrastruktur hervorragende Beispiele für die Anpassung von Wildtieren an urbanisierte Lebensräume sind. Ihre Präsenz in Städten ist ein Zeichen dafür, dass Urbanisierung nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Lebensräume für viele Arten mit sich bringt.
Reptilien – Mauereidechse & Co.
Reptilien, insbesondere die Mauereidechse, sind hervorragende Beispiele für Tiere, die sich an das städtische Leben angepasst haben. Diese Anpassungsfähigkeit ist vor allem auf die spezifischen Bedingungen in urbanen Umgebungen zurückzuführen, die ihnen Vorteile bieten.
Ein bedeutender Faktor ist der Mikroklima-Effekt, der in Städten auftritt. Die Ansammlung von Wärme durch Gebäude und asphaltierte Flächen führt zu Wärmeinseln, die längere Aktivitätsperioden für Reptilien ermöglichen. Dies bedeutet, dass sie in den städtischen Gebieten aktiver sind und sich besser fortpflanzen können als in kühleren, ländlichen Gebieten.
Die Lebensräume von Reptilien in Städten sind vielfältig. Mauereidechsen nutzen beispielsweise Trockenmauern, Bahndämme und Gleisbereiche als ideale Lebensräume. Diese Strukturen bieten nicht nur Schutz, sondern auch Nahrungsquellen, da sie Insekten anziehen, die sich in diesen Bereichen aufhalten.
Ein weiterer Vorteil für Reptilien in städtischen Gebieten ist die geringere Anzahl von Prädatoren. In der Stadt gibt es weniger natürliche Feinde, was den Reptilien ein sicheres Umfeld zum Überleben und zur Fortpflanzung bietet.
Die Mauereidechse ist ein besonders gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Reptilien an urbane Lebensräume. In Städten wie Stuttgart und Frankfurt hat sie sich erfolgreich etabliert und nutzt die städtischen Gegebenheiten, um ihre Population zu stärken und zu vergrößern.
Insgesamt zeigen Reptilien, dass sie in der Lage sind, die Chancen zu nutzen, die städtische Umgebungen bieten. Ihre Anpassungsfähigkeit und die Nutzung des städtischen Mikroklimas ermöglichen es ihnen, in einem Lebensraum zu gedeihen, der für viele andere Arten eine Herausforderung darstellt.
Warum gelingt die Anpassung manchen Arten – anderen nicht?
Die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren an städtische Umgebungen variiert stark zwischen verschiedenen Arten. Einige Tiere haben sich erfolgreich an die urbanen Gegebenheiten angepasst, während andere Schwierigkeiten haben, in diesen neuen Lebensräumen zu überleben. Es gibt mehrere Erfolgsfaktoren, die erklären, warum manchen Arten die Anpassung gelingt, während andere zurückbleiben.
- Omnivore Ernährung: Arten, die sich von einer breiten Palette von Nahrungsquellen ernähren können, sind oft erfolgreicher in städtischen Umgebungen. Waschbären und Füchse sind Beispiele für Tiere, die sich an verschiedene Nahrungsquellen anpassen und dadurch in Städten gedeihen.
- Hohe Lernfähigkeit: Tiere, die in der Lage sind, schnell zu lernen und sich an neue Gegebenheiten anzupassen, haben bessere Überlebenschancen. Diese Lernfähigkeit ist entscheidend, um mit den Veränderungen in städtischen Lebensräumen umzugehen.
- Flexibles Sozialverhalten: Arten, die sich in sozialen Gruppen organisieren und von den Erfahrungen anderer lernen können, zeigen oft eine höhere Anpassungsfähigkeit. Dies gilt besonders für Arten wie Krähen, die in der Lage sind, von ihren Artgenossen zu lernen.
- Körpergröße: Kleinere Tiere haben oft Vorteile in städtischen Gebieten, da sie weniger Ressourcen benötigen und sich leichter verstecken können. Ihre Größe ermöglicht es ihnen, in engen Räumen zu leben und sich schneller zu bewegen.
- Hohe Reproduktionsrate: Arten, die sich schnell vermehren können, sind in der Lage, sich rasch an neue Bedingungen anzupassen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Population schnell zu erhöhen, wenn die Lebensbedingungen günstig sind.
Auf der anderen Seite gibt es Verlierer in der Urbanisierung, die Schwierigkeiten haben, sich anzupassen. Diese umfassen:
- Spezialisten: Arten, die auf spezifische Lebensräume oder Nahrungsquellen angewiesen sind, haben oft Probleme in Städten. Beispiele sind Auerhühner und Feldhamster, die auf bestimmte ökologische Bedingungen angewiesen sind.
- Große Beutegreifer: Während Füchse in Städten erfolgreich sind, haben andere große Beutegreifer Schwierigkeiten, sich in urbanen Gebieten zu behaupten, da sie weniger Platz und Ressourcen finden.
- Kälte- oder störungssensible Arten: Tiere, die empfindlich auf Temperaturschwankungen oder Störungen reagieren, können in städtischen Umgebungen, die oft lauter und hektischer sind, nicht überleben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fähigkeit zur Anpassung an städtische Lebensräume von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. Die Evolution und das Überleben in urbanen Räumen sind komplexe Prozesse, die das Verständnis der ökologischen und verhaltensbiologischen Muster erfordern, die das Leben von Wildtieren in diesen neuen Umgebungen prägen.
Fazit
In der heutigen Zeit stellen Städte dynamische Ökosysteme dar, die vielen Wildtieren erstaunlich gute Lebensbedingungen bieten. Der Prozess der Synurbanisierung zeigt, dass viele Tierarten nicht nur in die Städte einwandern, sondern sich dort auch dauerhaft niederlassen. Dies geschieht unter der Voraussetzung, dass bestimmte Bedingungen erfüllt sind, wie die Verfügbarkeit von Nahrung, sichere Rückzugsorte und eine gewisse Toleranz der Menschen gegenüber diesen Tieren.
Die Beispiele, die in diesem Artikel behandelt wurden – von den anpassungsfähigen Weißstörchen in Andalusien über die cleveren Füchse in urbanen Zentren bis hin zu den resilienten Waschbären in Kassel – verdeutlichen, wie flexibel Tiere auf die Veränderungen ihrer Umgebung reagieren. Diese Tiere nutzen die städtischen Gegebenheiten zu ihrem Vorteil und zeigen, dass Urbanisierung nicht nur ein Verlust an natürlichen Lebensräumen bedeutet, sondern auch neue Chancen für viele Arten schafft.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Anpassungsfähigkeit von Tieren an städtische Umgebungen von einer Vielzahl von Faktoren abhängt. Arten, die in der Lage sind, sich schnell an neue Nahrungsquellen anzupassen, eine hohe Lernfähigkeit besitzen und flexible soziale Strukturen aufweisen, sind oft erfolgreicher als spezialisierte Arten, die auf bestimmte Lebensbedingungen angewiesen sind.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Urbanisierung als ein komplexer Prozess betrachtet werden muss, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Tierwelt mit sich bringt. Die Fähigkeit der Tiere, sich an diese neuen Lebensräume anzupassen, wird entscheidend dafür sein, wie sich die ökologische Landschaft der Städte in Zukunft entwickeln wird. Das Verständnis dieser Dynamik ist nicht nur für den Schutz der Artenvielfalt wichtig, sondern auch für die Gestaltung nachhaltiger städtischer Räume, in denen Menschen und Tiere koexistieren können.